Das Wort „verfemt“ setzte sich in den letzten Jahren anstelle des nationalsozialistischen Begriffs „entartet“ durch. Für die Nationalsozialisten galten sämtliche Kunstwerke, kulturelle Stilrichtungen und Musikwerke, die nicht im Einklang mit ihrem eigenen Schönheitsideal und Kunstverständnis standen, als „entartet“ und wurden verboten. Als „entartet“ wurden beispielsweise Stücke jüdischer Künstler*innen oder Andersdenkenden, wie Kommunist*innen, bezeichnet, der Begriff galt sowohl für Musikrichtungen wie Swing und Jazz wie auch in Literatur, Filmkunst, Theater und Architektur. Viele der Künstler*innen der Moderne, vor allem aber Jüdinnen und Juden, kamen in Konzentrationslager und wurden ermordet. Von Maler*innen und Bildhauer*innen haben zahlreiche Kunstwerke die Zeit der Verfolgung überdauert. Die Noten der „unerwünschten“ Komponist*innen hingegen blieben verschollen oder wurden nicht verlegt, ihre Musik wurde nicht mehr gespielt und geriet oft in Vergessenheit.
Das Ziel unserer Projekte ist es, jene Musiker*innen der Moderne, die Opfer der Gewaltherrschaft wurden, in der Öffentlichkeit bekannt zu machen und ihre in Vergessenheit geratenen Werke wieder zu spielen. Entscheidendes Anliegen und einmalig in Deutschland ist, dass der Schwerpunkt nicht nur auf die Forschung, sondern auf die künstlerisch-pädagogische Arbeit gelegt wird.
Ein weiteres Ziel ist die Vernetzung und Schaffung des Zugangs zum Archiv verfemter Komponist*innen in Schwerin. Diese beachtliche Notensammlung von rund 700 Partituren, Handschriften und Raritäten wird ständig erweitert und steht zu Studien– und Forschungszwecken zur Verfügung stehen.